Dienstag, 15. Mai 2007
„Es wohnen, ach, zwei Seelen in meiner Brust“ - Fußballerische Polygamie
Wie wir zueinander fanden, möchten Sie wissen? Das will ich ihnen gerne verraten, mein Verehrtester: Es war Liebe auf den ersten Blick! Wieso, weiß ich nicht. Wir Sterblichen sind nicht im Stande zu begreifen, warum uns Amors Pfeil trifft. Ich weiß nur, es geschah beim Pokalfinale 1991, dass meine brennende Leidenschaft für den SV Werder Bremen entflammte. Spätestens, als ich – genau wie Olli Reck – vor Aufregung beim entscheidenden Elfmeter von Uli Borowka nicht mehr hingucken konnte, war es um mich geschehen. Diese Liebe wird nie zu Ende gehen!

Mein Teuerster, glauben Sie, dass ein Mann mehr als eine Frau aufrichtig lieben kann? Ich kann es, und die Verhältnisse im Morgenland geben mir Recht! So wie einige unter den Muselmanen mehrere Ehefrauen zu haben pflegen, halte ich es in unserem christlichen Land. Sie müssen nämlich Wissen, dass ein Mann, der mehr als eine Frau liebt, nicht etwa seine Zuneigung unter ihnen aufzuteilen gezwungen ist. Nein, er ist vielmehr in der glücklichen Situation, dass sich seine Liebe verdoppelt! Ich stamme aus Berlin, müssen Sie wissen, und es ist unmöglich, sich in dieser wundervollen Stadt aufzuhalten, ohne dass einem eine ihrer Schönheiten den Kopf verdreht. So geschah es auch mit mir, als ich im zarten Gymnasiastenalter, mein Herz schon bei einer anderen wissend, die heilige Stätte des Berliner Olympiastadions betrat. Es war lediglich eine Zweitligabegegnung, doch die Liebe, die ich für dieses hübsche Mädchen mit dem etwas sonderbaren Namen Hertha plötzlich verspürte, überwältigte mich.

Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass meine Zuneigung zu beiden meiner Geliebten eine tiefe und ehrliche ist, und verurteilen Sie mich nicht ob meiner Unfähigkeit, meine Liebe auf eine Frau zu beschränken!

Hochachtungsvoll
Di-vino

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Fußball und Fremdenfeindlichkeit – Warum ich dem VFB Stuttgart die Meisterschaft missgönne
Dass die Fremdenfeindlichkeit in Fußballstadien immer wieder ihr hässliches Haupt reckt, ist mir – wie jedem aufrechten Fußballfan – ein Dorn im Auge! Umso erstaunlicher finde ich es, dass sich in mir daselbst mit einem Mal fremdenfeindliche Gefühle regen, die auch noch darauf drängen, sich in fußballkultureller Form zu manifestieren. Das passt nicht zu mir! Mir ist ja sogar der Holland-Hass vieler deutscher Fußballfans fremd, doch den Gedanken an einen schwäbischen Meister ertrage ich einfach nicht. Wieso?
Dass meine heiß geliebte Heimatstadt Berlin seit einiger Zeit Ziel einer gigantischen schwäbischen Siedlungsbewegung ist, ist hinlänglich bekannt. Nun befindet sich unter den Neuankömmlingen leider eine große Anzahl von Unpersonen, die, quasi um den Makel ihrer unrühmlichen Herkunft in eine Tugend umzudeuten, sich dazu erdreisten, sich als die besseren Berliner zu gerieren. Affektierte, metrosexuelle Studenten aus Süd-West, deren einzige Leistungen sich auf das Gründen von Bandprojekten, Galerien und Modelabels von zweifelhafter Qualität belaufen, versuchen uns Spreeathenern doch allen Ernstes ihr geradezu obszönes Underachievement auch noch als unersetzlichen Beitrag zum kulturellen Leben der Hauptstadt zu verkaufen, welches sie – im Gegensatz zu den „Eingeborenen“ - als die „wahren und besseren Berliner“ als Einzige richtig zu nutzen wüssten.
Doch damit nicht genug: Die Überkompensation ihrer durch ihr Hinterwäldlertum zu erklärenden Minderwertigkeitskomplexe findet ihren extremsten Ausdruck in der absoluten Geringschätzung aller Dinge, die uns Berlinern lieb und teuer sind: Den Satz
„Hertha? Bäh, das ist ja so ein scheiß Proletenverein“ aus dem Munde eines Stuttgarter Neuberliners undefinierbaren Geschlechts vor die Füße gekotzt zu bekommen, ist auch für den langmütigsten Hauptstädter ein kapitales Ärgernis.
Wenn ich nun feststelle, dass ich dem VFB Stuttgart von ganzem Herzen die Meisterschaft missgönne, dann möchte ich damit keineswegs die beträchtlichen fußballerischen Qualitäten seiner Spieler in Abrede stellen, oder den vielen sehr angenehmen Schwaben, wo immer sie auch leben mögen, verbal ans Bein pinkeln. Nein, ich möchte nur nicht in die süffisant grinsenden Fressen der (leider sehr zahlreichen) Neuberliner Arschlochschwaben blicken müssen!

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